- Dieser Beitrag enthält weiterführende Links. Hier erfährst du mehr dazu.
- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Für viele Hundefans ist ein Haus mit großem, eingezäuntem Garten der absolute Traum. Aber wenn du in einer Wohnung lebst, bedeutet das nicht, dass du dir keinen Hund anschaffen kannst, oder dass dieser dort kein schönes Leben haben kann.
Das Leben mit Hund in einer Wohnung ist einfach etwas anders mit eigenen Routinen, Aufgaben und Verantwortungen. Um dich und deinen Hund dabei zu unterstützen, haben wir mit Nicole Barnett, zertifizierter Hundetrainerin und Gründerin von e Work 4 Treats in Toronto gesprochen. Außerdem haben wir Eleasha Gall um Rat gefragt, Leiterin für den Bereich Tierverhalten bei Bucks County SPCA im Südosten von Pennsylvania.
Sowohl Barnett als auch Gall nutzen ihre Kenntnisse als Hundetrainerinnen, um erfolgreich mit ihren Hunden in Wohnungen zu leben. Gall beispielsweise ist schon einmal mit ihren Hunden Gunner und Monster von einem 14 Hektar großen Hof in Pennsylvania in eine 46 qm Wohnung im Süden von Kalifornien umgezogen. Wenn du dir entweder überlegst, dir einen Hund in deine Wohnung zu holen, oder mit deinem Tier zusammen aus einem Haus in eine Wohnung umzuziehen, werden dir ihre Ratschläge und Erfahrung in jedem Fall helfen.
Genügend Auslauf bieten
Eine der häufigsten Fehlannahmen über Wohnungen im Vergleich zu Häusern beruht darin, dass Hunde all ihren Auslauf einfach nur durch Herumlaufen im Garten bekommen. In Wahrheit, so Nicole Barnett, ändern sich die Pflichten der Hundebesitzer nicht, ganz egal wo man lebt. Ob in einem Haus oder einer Wohnung, dein Hund braucht deine Hilfe, um ausreichend Auslauf zu kriegen. Dazu gehören Spaziergänge, Sozialisierung und Spiele.
So sorgst du dafür, dass dein Wohnungshund ausreichend Auslauf bekommt.
- Achte, wenn möglich, auf eine tierfreundliche Umgebung. Wenn du nach einer Wohnung suchst, achte darauf, dass sich Parks und Spazierwege für euren täglichen Gang in der Nähe befinden. Viele hundefreundliche Wohnhäuser bieten mittlerweile schon private Hundeausläufe und Badestationen an, um das Wohnungsleben mit Hund einfacher zu gestalten.
- Plane deine Spazierwege. Ob ganz in der Nähe oder am anderen Ende der Stadt, lokale Wege zum Spazierengehen, Laufen und Wandern bieten dir und deinem Hund neue Sichtweisen (und Gerüche), damit eure Gassirunden abwechslungsreich bleiben.
- Besucht die örtliche Hundewiese. Dein Hund wird es lieben, ohne Leine zu laufen, und vielleicht findet ihr dort beide neue Freunde.
- Beginne ein neues Trainingsprogramm. Probiert Agility-Kurse, Flyball oder Arbeit mit der Nase aus, die auch in kleinen Wohnräumen problemlos funktioniert. Eleasha Gall ergänzte ihre Liste um FitPAWS, also quasi Pilates für Haustiere. „Nach etwa 20 Minuten FitPAWS ist Monster drei Tage lang völlig fertig,“ sagt sie. Zu ihren Übungen gehören das Arbeiten mit dem Peanut Canine Stability Ball
und ähnlichem Zubehör.
- Wenn es für dich zur Herausforderung wird, selbst mit deinem Hund ausreichen rauszugehen, nimm dir jemanden, der für dich geht, bringe deinen Hund in die Tagesbetreuung oder frage nach, ob er dich auf die Arbeit begleiten darf.
iStock/Fly_dragonfly
Mehr mentale Stimulation
Wenn dein Hund seine Nase oder sein Gehirn nutzt, wird er dadurch mental stimuliert und bleibt aktiv und unterhalten. Genügend Zeit zum Schnüffeln beim Spazierengehen oder das Kennenlernen neuer Umgebungen ist die einfachste Lösung für mentale Stimulation.
Wenn du mal nicht weg kannst, das Wetter schlecht ist oder dein Hund etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt, können auch viele Aktivitäten drinnen die Langeweile vertreiben und aufgestaute Energie beseitigen.
„Mentale Stimulation sorgt dafür, deinen Hund auf eine Art und Weise auszupowern, die Auslauf und Training ihm nicht bieten können,“ erklärt Gall.
- Spielzeug mit Leckerli-Ausgabe. „Einfacher kann es eigentlich gar nicht mehr werden,“ sagt Gall. Sie füttert ihre Hunde immer mithilfe von KONGs
– wenn man sie einfriert, hält das Futter sogar noch länger. Weitere Möglichkeiten, um das Fressen interaktiver zu gestalten, sind Schnüffelmatten und Rätselspielzeug.
- Denkspiele und versteckte Schätze. Dieses einfache und interaktive Spiel fördert auch die Bindung zwischen dir und deinem Hund. Verstecke einfach ein paar Leckerli in der Wohnung und fordere deinen Hund dazu auf, sie zu suchen. Dadurch gestaltest du das neue Umfeld interessanter, indem er Dinge suchen und finden kann.
- Kauspielzeug für deinen Hund. Das Kauen (solange es nicht auf Schuhen ist) ist gut für die Zahngesundheit deines Hundes und sein emotionales Wohlbefinden. Wenn du nicht Zuhause bist, kann Kauspielzeug dafür sorgen, deinen Hund zu beschäftigen, damit ihn deine Abwesenheit nicht stresst.
Geplante Pipi-Pausen trainieren
Es ist keine Frage, dass die regelmäßigen Gassirunden beim Leben in einer Wohnung aufwändiger werden. Manche Experten empfehlen, morgens und abends mit je 20 bis 30 Minuten Spazierengehen zu beginnen, und wenn möglich ein paar kürzere Gänge am Tag einzuschieben. Wenn du mehrere Stunden am Stück weg bist und deinen Hund alleine lässt, ist es eine gute Idee, jemand damit zu beauftragen, den Hund im Laufe des Tages mit nach draußen zu nehmen, damit er sich erleichtern kann.
Wenn du am Ball bleibst, gewöhnt sich dein Hund mit der Zeit an die Routine und passt seine Gewohnheiten beim Pipimachen an diese Routine an.
Manche Hundebesitzer, die in einer Wohnung leben, benutzen gerne Produkte wie Pipimatten oder Kunstrasenflächen. Das kann vor allem praktisch sein, wenn man in einem großen Gebäude lebt, so Barnett. Wenn es spät am Abend ist oder der Fahrstuhl nicht funktioniert, kann die Option, dass sich der Hund drinnen oder auf dem Balkon erleichtert, eine echte Rettung für dich (und deinen Hund sein), damit ihr nicht ewig die Treppen hoch und runter laufen müsst.
Es gibt mehrere Optionen, um die Wiese für deinen Hund nach drinnen (oder oben) zu bringen.
- Kunstrasen
. Viele Wohnungsbesitzer legen ihre Balkone mit Kunstrasen aus, damit ihr Hund einen praktischen Ort zum sich Erleichtern hat. Wenn du genug Platz hast, kannst du zu diesem Zweck auch drinnen ein Fleckchen finden, das dein Hund aufsuchen kann, wenn du unterwegs bist. Eine Freundin von Gall brachte ihrem Hund bei, auf eine Kunstrasenmatte in der Dusche zu gehen. Das Wegmachen war einfach und der Hund wusste, dass es okay ist, diesen Ort aufzusuchen, wenn die Matte dort lag.
- Echtes Gras. Wenn du lieber auf eine natürliche Lösung stehst, gibt es auch verschiedene Unternehmen, die echtes Gras für Wohnungshunde zu dir liefern. FreshPatch
und Doggie Lawn
sind zwei der beliebtesten Optionen.
iStock/Giselleflissak
Den Hund auf Eindrücke und Geräusche des Wohnungslebens desensibilisieren
Wenn du deinen Hund direkt aus einem lauten Tierheim nach Hause holst, wirkt deine Wohnung vielleicht wie eine Oase der Ruhe. Für Hunde, die entweder bei dir oder im Tierheim in einem Haus gelebt haben, kann es jedoch Schwierigkeiten darstellen, sich an die konstante Stimulation des Wohnungslebens zu gewöhnen. Auf einmal kommen Geräusche aus den Wänden und Menschen halten sich direkt vor der Haustür auf!
Es wird etwas dauern, um deinen Hund an die Eindrücke und Geräusche von Autos, Nachbarn und anderen Dingen zu gewöhnen. Damit das besser gelingt, probiere folgendes aus:
- Schalte ein Gerät mit weißem Rauschen oder leiser Musik ein, um die ungewohnten Geräusche auszublenden
- Halte in neuen Räumen oder wenn Menschen und Hunde vorbeikommen Leckerli bereit, um positive Assoziationen auszulösen
- Richte in der Wohnung einen Platz für deinen Hund ein, ob ein Körbchen oder eine andere gemütliche Stelle, wo er sich entspannen kann
Wenn du mit deinem Hund vom Land in die große Stadt ziehst (so wie es bei Gall war), kannst du ihn auch vorher schon darauf vorbereiten. Unternimm mit ihm vor dem Umzug Spaziergänge durch belebte Gegenden. Du kannst auch Soundeffekte gängiger Stadtgeräusche herunterladen und ihm vorspielen, um ihn vorzubereiten.
Sensible Hunde in Wohnungen
Einen Hund an eine Wohnung zu gewöhnen, der vor Menschen oder anderen Hunden Angst hat, kann besonders herausfordernd sein, sagt Barnett. Zeit, Erfahrung und Sozialisierungstraining können dabei helfen, dass sich dein Hund entspannt, aber auch die Unterstützung durch einen qualifizierten Hundetrainer ist Gold wert.
„Wenn du im öffentlichen Raum Probleme mit deinem Hund hast, gibt es viele Möglichkeiten, um diese Situationen zu entschärfen,“ sagt sie. „Suche dir einen Hundetrainer, der dir die nötigen Kompetenzen für die einzelnen Bereiche beibringt.“
Selbst aggressive Hunde können mit den richtigen Hilfsmitteln in Wohnungen gehalten werden, sagt Barnett. Sie empfiehlt, dass man Hunden, die schon einmal gebissen oder noch schlimmere Reaktionen gezeigt haben, einen Maulkorb umlegt, wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt. Dadurch unterbindet man potenzielle Probleme, bevor sie entstehen.
iStock/damedeeso
So verhinderst du das Bellen in der Wohnung
Wenn du mit deinem Hund in eine Wohnung ziehst, kannst du davon ausgehen, dass er zunächst auf alles reagiert. Schließlich kann das Leben in einer Wohnung ganz schön aufschreckend für ihn sein. Und ein aufgeschreckter Hund bellt auch gerne einmal.
„Oft kommen Kunden zu mir, die Probleme mit den Geräuschen aus dem Hausflur haben,“ verrät Barnett. „Aber wir können einiges dagegen tun, dass Geräusche aus dem Flur zur Störung werden.“
Damit dein Hund ruhig und gelassen bleibt, solltest du dich darauf konzentrieren, den Lärm zu dämmen, die Einsicht deines Hundes zu begrenzen und dafür zu sorgen, dass er sich wohler fühlt.
- Arbeite mit Soundgeräten
. Spiele alternativ Musik ab, um den Lärm auszublenden und dein ängstliches Haustier zu beruhigen.
- Montiere eine Dichtungsleiste um deine Tür. Dichtungsleisten sorgen dafür, dass keine Luft von außen durch die Ritzen kommt, aber sie können auch Lärm ausblenden.
- Verwende ein zusammengerolltes Handtuch oder einen Luftzug-Blocker unten an der Tür oder hänge einen schweren Vorhang über die Tür. Beides kann dafür sorgen, Geräusche aus deiner Wohnung auszuschließen.
- Errichte Sperren, um deinen Hund von Türen und Fenstern fernzuhalten. Barnett empfiehlt ein Babygitter, aber du kannst auch Pflanzen oder Milchglasfenster verwenden oder Möbel vor die Tür stellen. Achte nur darauf, dass diese Sperren nicht verhindern, dass du im Notfall schnell aus deiner Wohnung kommst.
Positive Erlebnisse können deinem Hund auch helfen, sich einzugewöhnen und die Ruhe zu bewahren. Es ist wichtig, zu beobachten, was dein Hund durchmacht, sagt Gall. Achte darauf, um Bellen zu vermeiden. Wenn du ein Geräusch hörst oder siehst, dass dein Hund reagiert, lobe ihn in einem erfreuten Tonfall mit „Guter Hund“ bevor er bellt. Dann beschäftige dich mindestens 30 Sekunden lang damit, ihn mit einer Aktivität zu belohnen, zum Beispiel indem du einen Ball wirfst, ihn an Spielzeug ziehen lässt, ihn streichelst oder ihm ein Leckerli gibst.
Freunde finden
Einer der größten Vorteile vom Leben in einer Wohnung (insbesondere in hundefreundlichen Häusern) ist die erhöhte Wahrscheinlichkeit, Freunde für dich und deinen Hund zu finden. Ob du regelmäßig im nahegelegenen Hundepark bist, eine extra Hundestrecke in deinem Wohnungskomplex nutzt oder öfter in der gleichen Nachbarschaft Spazieren gehst, wahrscheinlich triffst du dabei auf Gleichgesinnte. Mit einem festen Zeitplan begegnen dir dabei vielleicht sogar immer wieder die gleichen Menschen und Hunde.
Für deinen Hund bedeutet das positive soziale Interaktion, bei der er mit anderen, ihm immer vertrauter werdenden Hunden in Kontakt kommt und spielen kann. Selbst wenn man andere Hunde und Menschen nur sieht, kann das dazu führen, dass seine Reaktionen und Ängste sich verbessern.
Außerdem ist es auch für dich eine Chance, um deine Nachbarn und andere Hundebesitzer kennenzulernen. Eine Gemeinschaft aus Hundebesitzern kann Unterstützung bedeuten oder zumindest ein freundliches Gesicht, wenn du mit deinem Hund unterwegs bist.