- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Gibt es in deiner Nachbarschaft eine Katze, die nicht so richtig ins Bild passt? Vielleicht wirkt sie etwas mager und ungepflegt, und keiner deiner Nachbarn weiß, wem sie gehört.
In den Vereinigten Staaten gibt es rund 85 Millionen Katzen, die ihr Zuhause bei einem Menschen haben – und ganze 70 Millionen Katzen, die keinen Besitzer haben. Viele Katzen, die du draußen auf der Straße zu Gesicht bekommst, haben also ein Zuhause und machen einfach nur einen Spaziergang durch ihr Revier. Die ein oder andere wird sich verirrt haben und den Weg zurück nach Hause suchen. Doch eine Reihe von Katzen, denen man draußen begegnet, sind streunende oder verwilderte Tiere. Da man auf den ersten Blick oft nicht sagen kann, unter welchen Umständen eine Katze lebt, muss man in ihrer Nähe immer vorsichtig vorgehen.
Wildkatzen meiden sowieso den Kontakt mit Menschen und möchten nicht berührt werden. „Wenn diese Katzen sich in die Enge getrieben fühlen, können sie schnell aggressiv werden. Dann beißen oder kratzen sie“, erklärt Stacy Choczynski Johnson, DVM. „Sie können den Menschen verletzen oder mit Krankheiten infizieren – etwa mit dem Tollwutvirus.“
Aber wie unterscheidet man zwischen einem herumstreunenden Freigänger, einem richtigen Streuner und einer Wildkatze? Das verraten wir dir in diesem Artikel. Zudem geben wir dir einige Tipps, wie du dich um einen Streuner kümmern und ein liebevolles Zuhause für ihn finden kannst.
Ist das ein Freigänger, ein Streuner oder eine Wildkatze?
In den USA bleiben 63 % der Hauskatzen den ganzen Tag in ihrem Zuhause – was bedeutet, dass die restlichen 37 % mindestens einen Teil ihres Lebens draußen verbringen. Sieht man also eine Katze auf der Straße herumlaufen, handelt es sich dabei nicht zwangsläufig um einen Streuner.
Dr. Stacy erläutert für uns die Unterschiede zwischen wilden, streunenden und Freigängerkatzen.
- Freigänger: Diese Katzen haben ein Zuhause bei einem Menschen, verbringen aber entweder einen Teil ihres Tages oder gleich den ganzen Tag draußen.
- Streunende Katzen: Diese Katzen leben auf der Straße und haben keinen Besitzer. Einige Streuner hatten schon einmal ein Zuhause, wurden dann aber ausgesetzt oder haben eines Tages nicht mehr den Weg zurück nach Hause gefunden. Viele von ihnen haben ein freundliches Temperament und fühlen sich wohl im Umgang mit Menschen.
- Wildkatzen: Diese Katzen – auch Gemeinschaftskatzen genannt – sind freilebende Tiere mit wildem, widerspenstigem Temperament. Sie wurden nicht mit Menschen sozialisiert und leben möglicherweise in einer Kolonie.
Sofern du nicht über eine spezielle Ausbildung im Umgang mit Wildkatzen verfügst, solltest du dich ihnen nicht nähern. Machst du dir Sorgen um eine verwilderte Katze, die krank zu sein scheint oder Hilfe benötigt, kannst du dein örtliches Tierheim oder eine Katzenrettung um Rat bitten.
Was tun, wenn man eine streunende Katze gefunden hat?
Wenn du eine streunende Katze siehst, ist es wichtig, die erste Kontaktaufnahme nicht zu überstürzen. Zunächst solltest du herausfinden, ob sie freundlich ist und bereit wäre, dir zu vertrauen. Versuche, dich langsam und vorsichtig zu nähern und sie dabei gegebenenfalls mit sanfter Stimme anzusprechen. Strecke deine Hand vor dir aus und warte, dass die Katze auf dich zukommt. Normalerweise muss sie erst einmal Vertrauen fassen, bevor sie sich wohl genug fühlt, um sich einem Menschen zu nähern.
Nachdem die Katze dich näher an sie herangelassen hat, kannst du nachsehen, ob sie ein Halsband trägt. Falls sie eins trägt, hat sie wahrscheinlich ein Zuhause und dreht einfach nur ein paar Runden durch die Nachbarschaft. Trägt das Tier kein Halsband, sieht aber sauber, wohlgenährt und gepflegt aus, ist das ebenfalls ein gutes Anzeichen dafür, dass es ein Zuhause hat.
Wenn du denkst, dass irgendwo besorgte Besitzer auf ihr Kätzchen warten, kannst du Fotos von dem Tier aufnehmen und sie auf diesen Websites veröffentlichen:
- Örtliche Facebook-Gruppen
Falls du die Zeit und Ressourcen hast, könntest du auch Flyer in deiner Nachbarschaft aufhängen.
Während du auf der Suche nach den Besitzern bist, könntest du für deinen neuen Freund draußen einen Unterschlupf einrichten und Futter bereitstellen. Nach Hause mitnehmen solltest du ihn erst, nachdem er beim Tierarzt war.
So bringst du eine streunende Katze dazu, sich dir zu nähern
Im Umgang mit einer streunenden Katze musst du zunächst Vertrauen aufbauen. Viele streunende Katzen sind ängstlich, sodass sie kratzen und beißen, wenn man sich ihnen zu schnell nähert. Stattdessen solltest du das Tier ermutigen, auf dich zuzukommen, damit du ihm helfen kannst.
Ohne Essen
Wenn du unterwegs eine streunende Katze findest und kein Futter dabei hast, kannst du dem Tier trotzdem helfen, indem du die folgenden Schritte befolgst:
- Suche online nach der örtlichen Tierschutzbehörde.
- Rufe dort an und erkläre, dass du Hilfe mit einer streunenden Katze benötigst.
- Beschreibe die Katze und erkläre, ob sie ärztliche Hilfe benötigt.
- Gib den genauen Standort der Katze an.
- Bleibe nach Möglichkeit bei der Katze, bis Hilfe eintrifft.
Mit Essen
Eine der einfachsten Möglichkeiten, um das Vertrauen einer Katze zu gewinnen, ist mithilfe von Futter. Allerdings brauchst du dafür auch Geduld, denn dieser Prozess sollte nicht überstürzt werden.
Dr. Stacy empfiehlt, Dosenfutter auf einem Teller in der Nähe der Katze hinzustellen. Bei jeder Begegnung kannst du den Teller dann näher an die Katze heran stellen. Mit der Zeit schaffst du es vielleicht, dass das Tier sich von dir berühren lässt.
Dr. Stacy rät außerdem zur Verwendung von synthetischem Pheromonspray, damit sich die streunende Katze in deiner Gegenwart wohler fühlt. Sie erklärt, dass man dieses Spray wie Parfüm auf den Hemdsärmel sprühen kann.
Hinweis: Wenn du kein Katzenfutter hast, ist Milch keine gute Alternative. Viele Katzen haben nämlich eine Laktoseintoleranz und sollten keine Milch trinken.
4 Möglichkeiten, einer streunenden Katze zu helfen
Zeigt dir die Katze, dass sie dir vertraut, kannst du ihr die nötige Hilfe besorgen. Wenn du keine Transportbox hast, kann dir dein örtliches Tierheim möglicherweise eine leihen.
1. Suche nach einer Erkennungsmarke
Sobald du nahe genug an die streunende Katze herangekommen bist, solltest du prüfen, ob sie eine Erkennungsmarke hat. Trägt sie tatsächlich ein Halsband mit einer solchen Marke, sind dort hoffentlich die Kontaktinformationen des Besitzers angegeben. Falls ja, kannst du diesen anrufen und ihm mitteilen, dass du seine Katze gefunden hast.
2. Vereinbare einen Besuch beim Tierarzt
Viele streunende Katzen benötigen eine medizinische Versorgung. Du kannst sie in eine Katzentransportbox locken und zum Tierarzt bringen, indem du Dr. Stacys Rat befolgst:
„Stelle jeden Tag eine Schüssel mit Futter in die Box. Nachdem du den Tagesablauf der Katze kennengelernt hast, kannst du einen Tierarzttermin für eine Uhrzeit vereinbaren, die einige Stunden nach der normalen Fütterungszeit liegt. Vor dem Termin kannst du den Streuner in der Box einfangen und ihn zur tierärztlichen Behandlung bringen.“
Neben der medizinischen Versorgung kann der Tierarzt die Katze auch auf einen Mikrochip scannen. Wenn die Katze einen Chip hat, könnt ihr leicht Kontaktinformationen zu ihrer Familie finden.
3. Kontaktiere dein örtliches Tierheim
Tierheime in den USA nehmen jedes Jahr etwa 3 Millionen Katzen auf, und mindestens die Hälfte davon wird eingeschläfert.
Aus diesem Grund empfiehlt die ASPCA, zunächst Kontakt zum örtlichen Tierheim aufzunehmen und sich dort über die nächsten Schritte zu informieren, bevor man eine Katze vorbeibringt.
Möglicherweise ist das Tierheim bereits voll ausgelastet und kann die streunende Katze gar nicht aufnehmen. Daher ist es immer am besten, zuerst telefonisch nachzufragen.
4. Finde ein Fangen-Kastrieren-Freilassen-Programm
Solltest du Schwierigkeiten haben, das Vertrauen der Katze zu gewinnen, und scheint es unmöglich, sie in eine Transportbox zu locken, kannst du dich an eine örtliche Tierschutzgruppe wenden. Dort kann man dir ein örtliches Fangen-Kastrieren-Freilassen-Programm empfehlen.
Diese Programme fangen streunende und verwilderte Katzen ein, lassen sie sterilisieren bzw. kastrieren und impfen sie dann, bevor sie in die Nachbarschaft zurückgebracht werden. Fangen-Kastrieren-Freilassen-Programme tragen dazu bei, die Belastung für Tierheime zu reduzieren – also lohnt es sich, nach einem entsprechenden Angebot in deiner Nähe zu suchen.
Solltest du einen Streuner in deinem Zuhause aufnehmen?
„Streunende Katzen können dem Menschen gegenüber durchaus freundlich sein“, sagt Dr. Stacy. „Vielleicht schnurren sie, kommen auf dich zu oder reiben sogar ihre Wange an deinem Hosenbein.“
Wenn du genug Platz hast, um eine Katze in deinem Zuhause willkommen zu heißen, spricht nichts dagegen, einen Streuner zu adoptieren – natürlich nur, nachdem du ausschließen konntest, dass das Tier bereits ein Zuhause hat.
Bevor du sie mit nach Hause nimmst, musst du die Katze zu einem Tierarzttermin bringen. Dr. Stacy empfiehlt die folgenden Tests und Behandlungen für Streuner:
- Körperliche Untersuchung
- Stuhluntersuchung
- Flohprävention
- Test auf feline Leukämie
- FIV-Test
- Impfungen (mindestens eine Tollwutimpfung)
Diese medizinischen Untersuchungen sind besonders wichtig, wenn andere Tiere in deinem Haushalt leben. Eine streunende Katze kann nämlich Parasiten oder Krankheiten auf dich oder deine Haustiere übertragen.
Wann ist es keine gute Idee, eine streunende Katze zu adoptieren?
Wenn du eine zutrauliche, liebevolle Streunerkatze findest, die ein Zuhause braucht, möchtest du sie vielleicht sofort adoptieren. Es ist jedoch wichtig zu überlegen, ob sie die richtige Ergänzung für deine Familie ist.
Einige Gründe, warum du mit der Adoption einer Streunerkatze warten solltest:
- Du bist nicht in der Lage, eine Katze finanziell zu unterstützen.
- Dein Vermieter erlaubt keine Haustiere.
- Dein Wohnraum ist zu klein für ein Haustier.
- Du hast andere Haustiere, die möglicherweise nicht mit der neuen Katze klarkommen.
- Du hast bereits mehrere Katzen und lebst in einem Gebiet, in dem es Beschränkungen für Haushalte mit mehreren Katzen gibt.
- Du lebst mit Menschen zusammen, die eine Katzenallergie haben.
Du musst eine streunende Katze nicht zwangsläufig adoptieren, um ihr zu helfen. Es reicht schon aus, wenn du versuchst ihren Besitzer zu finden, eine Adoption in die Wege zu leiten oder ihr die erforderliche medizinische Versorgung zu verschaffen.