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Ganz gleich, wie stark die Bindung zu deinem Hund ist: Irgendwann kann es mal passieren, dass du unerwartet gebissen wirst. Dies kann aufwühlend und äußerst beunruhigend sein. Wenn dein Hund dich beißt, ist es vor allem wichtig, ruhig zu bleiben. Denke daran, dass ein Hundebiss nicht bedeutet, dass dein Hund aggressiv geworden ist, und es heißt auch nicht, dass das Beißen ab jetzt für immer ein Problem sein muss. Es gibt viele Gründe, warum ein Hund beißt, und Bisse können in ihrer Schwere und Intensität variieren. (Hinweis: Bei einem schweren Biss solltest du natürlich immer zuallererst einen Arzt aufsuchen!)
Schauen wir uns die Gründe etwas genauer an, warum ein Hund beißt und wie man am besten mit diesem Verhalten umgehen sollte. Im Zweifelsfall empfehlen wir dir, dich an einen professionellen Hundetrainer zu wenden.
Gründe, warum dein Hund beißt
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Welpen fehlt die Beißhemmung
Ist dein Hund noch ein Welpe? Welpen neigen nämlich dazu, zu “beißen”, ohne dabei die Haut zu verletzen. Welpen im Alter von bis zu 6-7 Monaten zahnen oft noch und “beißen” möglicherweise in Gegenstände oder auch in deine Hände und Füße, um sie zu erkunden oder zu spielen. Dieses Verhalten mag in jungen Jahren niedlich erscheinen, aber wenn dein Hund älter wird, könnte es problematisch werden.
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Beutetrieb
Beutetrieb kann ebenfalls ein häufiger Grund für einen versehentlichen Biss sein. Hast du mit deinem Hund gespielt, als er dich gebissen hat? Wenn ja, hat er wahrscheinlich versehentlich gebissen, weil er beim Spielen so aufgeregt war. Wenn das passiert, empfiehlt es sich, ein anderes Spiel zu spielen. Tauziehen zum Beispiel wird von Hundeverhaltensexperten meist weniger empfohlen. Apportieren hingegen ist eine hervorragende Aktivität, die sowohl für Bewegung sorgt als auch das Risiko eines Bisses verringert.
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Mutterinstinkt
Ein weiterer Grund für einen eigentlich “versehentlichen” Biss ist der Mutterinstinkt. Wenn du eine Hundemutter bei dir hast und du dich ihren Welpen genähert hast, hat sie dich möglicherweise gebissen, um ihren Wurf zu beschützen. Sobald sich die Hündin wohl fühlt, wenn du dich in der Nähe ihrer Jungen aufhältst, kannst du sie auch getrost besuchen. Achte aber darauf, dass du dich langsam und vorsichtig näherst.
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Schmerzen
Schmerz spielt bei Hundebissen eine wichtige Rolle. Wenn dein Hund dich gebissen hat, leidet er möglicherweise unter irgendeiner Art von Schmerzen. Hunde sind sehr gut darin, ihre Schmerzen zu verbergen. Daher lohnt sich ein Besuch beim Tierarzt, um dies abklären zu lassen, vor allem dann, wenn keiner der anderen hier genannten Gründe zutrifft. Der Tierarzt kann dich über alle zugrunde liegenden medizinischen Befunde informieren.
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Angst
Angst kann ein weiterer Grund für einen unerwarteten Hundebiss sein. Wenn dein Hund dich gebissen hat, weil er offensichtlich Angst hatte, sind vertrauensbildende Übungen notwendig, um die Bindung zwischen dir und deinem Hund zu stärken. Wenn es sich um einen ängstlichen Hund handelt, bist du nicht die einzige Person, die Gefahr läuft, gebissen zu werden. Jeder, der deinen Hund erschreckt, könnte einen Biss erleiden. Sei bitte immer besonders vorsichtig, wenn sich ein ängstlicher Hund in der Nähe anderer Menschen oder Haustiere aufhält.
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Ressourcenverteidigung
War dein Hund gerade mit einem Spielzeug beschäftigt, als du gebissen wurdest? Hat er vielleicht ein besonderes Kauspielzeug? Wenn ja, könnte sein Verhalten auf besitzergreifende Aggressionen hindeuten. Diese können einsetzen, wenn dein Hund findet, dass du ihm zu nahe kommst oder versuchst, ihm etwas wegzunehmen, das er haben möchte. Bisse dieser Art sind kein Versehen mehr. Sie sind ein Zeichen dafür, dass dein Hund dich nicht in der Nähe eines bestimmten Gegenstands haben möchte. So etwas kann ein ernstes Problem werden, wenn es nicht sofort korrigiert wird.
So beugst du Hundebissen vor
Der Schlüssel ist, deinen Hund zu verstehen.
Es ist entscheidend, dass es gar nicht erst zu einem Hundebiss kommt. Jedes Jahr werden allein in den USA 4,5 Millionen Menschen von Hunden gebissen. Die große Mehrheit dieser Bisse passieren, weil Erwachsene und Kinder nicht wissen, wie sie richtig mit ihrem Hund umgehen sollen. Der Schlüssel ist also, deinen Hund zu verstehen. Eine gute Sozialisierung deines Hundes ist wichtig, aber auch ein gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und auf die Signale deines Hundes zu achten. Welche Signale lassen sich vor einem Hundebiss erkennen?
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Der Hund vermeidet Blickkontakt
Das Vermeiden des Blickkontakts oder das sogenannte “Walauge” ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass dein Hund zubeißen will. Wenn dein Hund dich mit “Walaugen” ansieht, kannst du Weiße in den Hundeaugen sehen.
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Steifes Schwanzwedeln
Schwanzwedeln ist nicht immer ein Zeichen von Freude. Manchmal ist das Schwanzwedeln auch ein Zeichen dafür, dass dein Hund zubeißen will. Schau dir dabei die übrige Körpersprache deines Hundes genau an, um zu bestimmen, ob es sich um ein Anzeichen von Aggression handelt. Wenn der Körper deines Hundes ganz steif ist und sich die Haare aufstellen, ist das Schwanzwedeln in diesem Fall kein Ausdruck von Freude.
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Knurren und/oder Zähne fletschen
Wenn dein Hund knurrt und/oder seine Zähne zeigt, ist das ein klares Anzeichen dafür, dass er bereit ist, zuzubeißen. Bestrafe deinen Hund aber nicht für das Knurren. Es ist wichtig, dass er dieses warnende Signal gibt, damit du noch rechtzeitig eingreifen kannst. Wenn du deinen Vierbeiner knurren hörst, solltest du möglichst schnell eine Lösung finden und das, was das Knurren auslöst, entfernen oder die Trigger-Situation verlassen.
Nach dem Hundebiss ist Training angesagt
Wenn du dir nicht sicher bist, was zu tun ist, oder Fragen zu Hundebissen hast, kannst du dich an einen Hundeverhaltensexperten wenden. Hundeverhaltensforscher können dir dabei helfen, den Grund für den Biss zu ermitteln. Ein Verhaltenstherapeut kann auch einen Aktionsplan mit dir erstellen, z. B. ein Training zur Verhaltensänderung, um weitere Hundebisse künftig zu verhindern.
Natürlich ist jeder Hund und die Situation eines jeden Hundes anders und erfordert möglicherweise unterschiedliche Vorgehensweisen, aber mit fast jedem Hund kann gearbeitet werden. Die einfachste Methode, deinen Hund am Beißen zu hindern, wenn er es “aus Versehen” tut, besteht darin, schnell “Aua!” zu rufen oder einen hohen Laut von dir zu geben, um ihn wissen zu lassen, dass dieses Verhalten inakzeptabel ist. Diese Methode ist beim Beißverhalten von Welpen und solchen, die beim Spielen vor Aufregung beißen, besonders effektiv.
Eine Gegenkonditionierung und Desensibilisierungstrainings sind bei ängstlichen, reaktiven und territorialen Hunden hilfreich. Dabei wird deinem Hund durch stetiges, geduldiges Üben beigebracht, positive Assoziationen mit seinen Triggern herzustellen. Erfahre mehr über diese Technik und die Arbeit der renommierten Verhaltensforscherin Dr. Sophia Yin.
Nach dem Hundebiss: Vorsichtsmaßnahmen
Nachdem dein Hund zugebissen hat, solltest du, auch wenn der Biss nicht sehr schwerwiegend war, deinen gesunden Menschenverstand einsetzen und alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen. Du hast vielleicht eine liebevolle Beziehung zu deinem Hund, aber das bedeutet nicht, dass er sich bei Fremden, kleinen Kindern oder anderen Hunden genauso lieb und harmlos verhalten wird. Vor allem Kinder können einen ängstlichen oder territorialen Hund provozieren, ohne es zu merken. Bringe ihn in seiner Hundebox unter, wenn Besuch kommt, lasse ihn in der Gegenwart von Kindern nie unbeaufsichtigt und arbeite weiter mit ihm unter Zuhilfenahme deiner Trainingsmethoden.
Auf der Website der Nationalen Woche zur Verhinderung von Hundebissen findest du weitere Informationen und gute Hinweise, wie Kinder am besten reagieren sollten, wenn sich ihnen ein Hund nähert. Die “Sei-ein-Baum”-Methode lässt sich ganz leicht erlernen: Schritt 1: Stopp (Bleib stehen). Schritt 2: “Falte deine Äste zusammen” (Falte deine Hände vorm Körper). Schritt 3: “Schau deinen Wurzeln beim Wachsen zu” und fang im Stillen an zu zählen, bis Hilfe kommt (sieh nach unten und warte still zählend, bis Hilfe kommt).
Ein Hundebiss kann einem ganz schön Angst machen, aber er muss keine Katastrophe sein. Ein grundlegendes Gehorsamkeitstraining bzw. eine Gegenkonditionierung und Desensibilisierung sind wirksame Methoden und es gibt viele Fachleute da draußen, die dich dabei unterstützen können.