- Dieser Artikel ist kein Ersatz für eine professionelle, tierärztliche Konsultation.
Wenn du mit einem Hund zusammenlebst, sind dir bestimmt einige seiner speziellen Gewohnheiten aufgefallen. Zum Beispiel schmatzt er und leckt sich die Lippen. Aber warum ist das so?
Wir haben die national anerkannte Expertin Dr. Jamie Whittenburg (DVM), leitende Tierärztin bei Senior Tail Waggers, gebeten, dieser merkwürdigen Angewohnheit auf den Grund zu gehen. Sie erklärt, dass Hunde oft aufgrund von Übelkeit, Zahn- oder Mundraumproblemen mit den Lippen schmatzen. Wenn Hunden übel ist, aus welchem Grund auch immer, produzieren sie in der Regel mehr Speichel und schmatzen mit den Lippen. Andere häufige Ursachen für Schmatzen sind infizierte Zähne, eine Zahnfleischentzündung, Geschwüre, Verletzungen oder Fremdmassen im Maul.
Im Folgenden sehen wir uns neun der häufigsten Gründe für Schmatzen bei Hunden genauer an.
1. Dein Hund möchte Futter oder hat gerade gefressen
Dein Hund hat Hunger? Dann leckt er sich vielleicht vor lauter Vorfreude die Lippen oder schmatzt. Aber warum? Wenn Hund Futter erwarten, produzieren sie übermäßig viel Speichel. Indem sie ihre Lippen lecken oder schmatzen, versuchen sie, den überflüssigen Speichel loszuwerden, bevor sie sich über ihr Futter hermachen. Das Schmatzen kann auch nach dem Fressen noch eine Weile andauern.
In der berühmten Studie von Pavlov über Hunde wurde tatsächlich festgestellt, dass Hunde drauf konditioniert sind, Speichel zu produzieren, wenn sie erwarten, bald gefüttert zu werden – nicht erst, wenn das Futter vor ihnen abgestellt wird, sondern bereits, wenn sie hören, dass der Schrank geöffnet oder ein Leckerli ausgepackt wird.
2. Deinem Hund ist übel
Wenn einem Hund übel ist und er gleich erbricht, produziert er zur Vorbereitung zusätzlichen Speichel, der den Mund und Rachen befeuchtet. Wenn das passiert, kann dein Hund schmatzende Laute mit den Lippen machen, weil er versucht, mit der überschüssigen Speichelmenge zurechtzukommen.
Hunde können aus verschiedenen Gründen erbrechen, und manche davon sind eine ernste Angelegenheit. Dazu gehören:
- Eine Infektion, z. B. mit dem Parvovirus
- Würmer
- Gastroenteritis oder Gastritis
- Bewegungskrankheit
- Lebensmittelvergiftung
- Eine Reaktion auf Medikamente
- Lebensmittelallergien
- Diabetes
Wenn dein Hund erbricht, musst du ihn nicht gleich zum Tierarzt bringen, aber du solltest auf Anzeichen auf eine ernstzunehmende Ursache achten. Falls dein Hund etwa seit über 24 Stunden krank ist, sehr lethargisch/schläfrig oder desorientiert ist, sich Blut im Erbrochenen befindet oder dein Hund andere Krankheitssymptome hat, wende dich sofort an deinen Tierarzt.
3. Etwas steckt im Maul deines Hundes fest
Dein Hund sabbert übermäßig und schmatzt, weil er vielleicht etwas im Maul stecken hat. Mit der zusätzlichen Flüssigkeit versucht dein Hund, sein Maul zu befeuchten, um Verletzungen zu vermeiden und den Fremdkörper hinaus zu spülen.
Folgende Dinge bleiben häufig in Hundemäulern stecken:
- Stöcke/abgebrochene Teile von Stöcken
- Zerkautes Spielzeug
- Knochensplitter
Solltest du einen feststeckenden Gegenstand aus dem Maul deines Hundes entfernen? Nein. Wenn etwas im Hals deines Hundes feststeckt, bringe ihn sofort zum Tierarzt.
4. Dein Hund ist krank
Diverse Krankheiten können dazu führen, dass dein Hund mit den Lippen schmatzt. Dazu gehören:
- Nierenkrankheit. Bei Hunden mit Nierenerkrankungen kann es vorkommen, dass sie schmatzen, da sie aufgrund der Krankheit möglicherweise an Übelkeit, Dehydrierung und Mundgeschwüren leiden, die zu übermäßigem oder dickflüssigem Speichel führen.
- Lebererkrankung. Auch Lebererkrankungen können mit Übelkeit und Dehydrierung einhergehen, wodurch übermäßiger oder dickflüssiger Speichel produziert wird, der zu Schmatzen führt. Laut Dr. Whittenburg können Übelkeit und Schmatzen auch auftreten, wenn Giftstoffe nicht gefiltert werden und sich im Blut ansammeln.
- Erkrankung des Nervensystems. Wenn dein Hund an einer Erkrankung des Nervensystems leidet, kann er sich die Lippen lecken, um sich zu beruhigen. Beim Lecken werden nämlich Endorphine ausgeschüttet, die die Stimmung deines Hundes aufhellen. Unter Nervensystemerkrankungen fallen viele unterschiedliche Krankheiten, doch laut Dr. Whittenburg können Probleme mit dem Nervensystem generell zu abnormalen Bewegungsabläufen wie Schmatzen führen.
- Krampfanfälle. Schmatzen bei Hunden kann ein Zeichen für partielle Krampfanfälle sein, die nur kleine Teile des Gehirns betreffen. Wenn dein Hund in die Luft schnappt, wiederholt mit einem Bein tritt oder andere sporadische Bewegungen mit nur einem bestimmten Körperteil macht, könnte das auch auf einen Anfall hindeuten.
- Orthopädische Erkrankungen. Es ist zwar ungewöhnlich, aber manchmal entwickeln Hunde eine Schmatzgewohnheit, um sich von ihren Schmerzen abzulenken. Hinkt dein Hund oder jault er auf, wenn du ihn an einer bestimmten Stelle berührst? Dann hat er vielleicht Schmerzen in den Knochen oder Gelenken und versucht, seine Schmerzen so zu lindern.
Wenn du den Verdacht hast, dass dein Hund an einer dieser Krankheiten leiden könnte, gehe bitte mit ihm zum Tierarzt. Dort kann das Problem beurteilt und behandelt werden, falls erforderlich.
5. Dein Hund hat Schmerzen im Maul
Wenn dein Hund Schmerzen im Maul hat, produziert er in der Regel übermäßig viel Speichel, was zu Schmatzen führt. Speichel hat nämlich heilende Eigenschaften: Er befeuchtet das Maul und sorgt bei einer Wunde für ein angenehmeres Mundgefühl. Für Schmerzen im Maul gibt es verschiedene Ursachen. Meistens liegt es an gesundheitlichen Problemen mit den Zähnen. Darüber hinaus könnte die Ursache ein brüchiger Zahn, eine Zahnfleischerkrankung, ein Abszess oder sogar Kieferkrebs sein.
Manche Hunde sind jedoch anfälliger als andere für Zahnprobleme, die zu Schmatzen führen. Wenn du eine der folgenden Hunderassen hast, solltest du besonders auf die Mundhygiene deines Hundes achten!
- Stumpfnasige Rassen. Diese Hunde mit ihren kleinen, gequetschten Schnauzen sind anfälliger für Zahnfleischerkrankungen. In ihren kleinen Mäulern wird es nämlich schnell zu eng, und wenn Futter darin feststeckt, können sich Bakterien ansammeln. Beispiele für stumpfnasige oder brachycephale Hunderassen sind Möpse, Shih Tzus, Boston Terrier und Bulldoggen.
- Größere Rassen. Großer Hund? Großes Maul! Größere Hunde wie Deutsche Doggen, Boxer und Mastiffs neigen ebenfalls zu Zahnfleischwucherung oder Gingivahyperplasie. Diese tritt auf, wenn sich übermäßig viel Plaque ansammelt.
- Dackel. Diese langen, aber kleinen Hunde haben auch eine lange, aber kleine Schnauze. Deshalb bilden sich bei Dackeln eher parodontale Taschen, wo sich das Zahnfleisch vom Zahn löst und sich Zahnfäule entwickeln kann.
Regelmäßiges Zähneputzen ist der beste Weg, um Zahnproblemen bei Hunden vorzubeugen. Wenn dein Hund aber bereits gesundheitliche Probleme hat, die dir Sorgen bereiten, lasse ihn vom Tierarzt untersuchen. Wie Menschen sollten auch Hunde regelmäßig zum Zahnarzt gehen. Dein Tierarzt kann dir auch die richtigen Zahnpflegeprodukte für deinen Hund empfehlen. Zahnpasta für Menschen ist nicht erlaubt!
Was bedeutet es, wenn mein Welpe schmatzt, während er zahnt?
Das Zahnfleisch eines zahnenden Welpen ist wahrscheinlich wund und empfindlich. Um den Schmerz ein wenig zu lindern, leckt sich der Welpe die Lippen und schmatzt. Welpen beginnen in der Regel im Alter von 5–6 Wochen zu zahnen. Mit etwa 12–16 Wochen beginnen ihre Milchzähne auszufallen, um Platz für die bleibenden Zähne zu machen. Im Alter von acht Monaten sollte das bleibende Gebiss ausgewachsen sein.
Wenn dein Welpe jedoch eine Schmatzgewohnheit entwickelt hat, könnte die Ursache woanders liegen.
Dr. Whittenburg weist darauf hin, dass das Kauverhalten und allgemein das Spielen mit dem Maul bei zahnenden Welpen deutlich zunimmt. Trotzdem solltest du es nicht ignorieren, wenn dein junger Welpe schmatzt. Welpen sind sehr anfällig für Parvoviren und das Aufnehmen von Fremdkörpern, die ihren Verdauungstrakt behindern. Bei solchen Problemen sind eine Diagnose und eine rasche Behandlung unerlässlich, damit sie nicht tödlich verlaufen.
6. Dein Hund will Aufmerksamkeit
Hunde lieben es, Aufmerksamkeit von ihrem Lieblingsmenschen zu erhalten. Und dafür würden sie fast alles tun! Wenn deinem Hund auffällt, dass du ihm Aufmerksamkeit schenkst oder Futter gibst, wenn er schmatzt, wird er dieses Verhalten lernen.
Um Aufmerksamkeit zu erregen, könnte dein Hund außerdem hochspringen, scharren, bellen, Gegenstände vor dir auf den Boden fallen lassen, an dir knabbern oder Dinge stehlen, damit du ihm nachläufst. Du kannst deinem Hund diese Verhaltensweisen abtrainieren, indem du gutes Verhalten wie ruhiges oder braves Sitzen belohnst.
7. Dein Hund hat ein Problem mit den Speicheldrüsen
Bestimmte Speicheldrüsenerkrankungen führen auch dazu, dass sich dein Hunde die Lippen leckt und schmatzt, einschließlich:
- Sialadenose. Eine seltene Erkrankung, bei der die Speicheldrüsen anschwellen. Andere Symptome können Schlucken, Würgen, Erbrechen, Schnauben, Depressionen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sein.
- Neoplasie. Von Neoplasien sind fast ausschließlich ältere Hunde betroffen. Orale Neoplasien oder Neubildungen sind schnell wachsende, invasive Tumore im Drüsengewebe. Andere Symptome können Schwierigkeiten beim Fressen, Mund-/Nasenblutungen, Schwellungen, plötzliche Gewichtsveränderungen, Durchfall und Erbrechen sein.
- Mukozele. Eine Speichelmukozele ist eine Ansammlung von Speichel im Gewebe in der Unterhaut. Das passiert, wenn die Speicheldrüsen beschädigt wurden. Andere Symptome können Schwellungen, Schmerzen, Blutungen, Atemnot und hellbrauner/blutiger Speichel sein.
8. Dein Hund leidet an Mundtrockenheit oder ist dehydriert
Wenn dein Hund dehydriert ist oder an Mundtrockenheit leidet, wird der Speichel aufgrund des Flüssigkeitsmangels dickflüssiger. Das kann für deinen Hund unangenehm sein. Als Reaktion schmatzt er möglicherweise häufiger oder leckt sich die Lippen.
Anzeichen für Mundtrockenheit bei Hunden sind unter anderem:
- Übermäßiges Hecheln
- Trockene Augen, Nase und/oder trockenes Zahnfleisch
- Lethargie/Energielosigkeit
- Verminderter Appetit oder Appetitlosigkeit
- Langsame Reaktionszeit
- Trockene, eingefallene Augen
- Selteneres Urinieren
- Dunkler Urin
- Allgemeine Schwäche, besonders beim Gehen
- Weniger elastische Haut
9. Dein Hund ist gestresst oder ängstlich
Hunde können sich die Lippen lecken oder schmatzen, weil sie Angst haben. Beim Lecken werden nämlich Endorphine ausgeschüttet, die eine beruhigende Wirkung auf Hunde haben. Auch die folgenden Verhaltensweisen dienen Hunden dazu, sich selbst zu beruhigen (auch Entspannungssignale genannt):
- Drehen des Kopfes. Dein Hund könnte seinen Kopf von der einen zur anderen Seite drehen oder ihn in eine Richtung gedreht halten. Das kann auch ein Signal an sich nähernde Hunde sein, sich zu beruhigen, oder zeigen, dass sich dein Hund in einer Situation unwohl fühlt.
- „Sanfter“ Blick. Hunde setzen einen sanfteren oder freundlicheren Blick auf, um zu zeigen, dass sie keine Bedrohung sind.
- Drehen des Körpers. Wenn dein Hund dir oder anderen Hunden beim Spielen die Seite oder den Rücken zuwendet, will er sich beruhigen oder eine kurze Verschnaufpause einlegen. Er kann so auch auf aggressives Verhalten eines Menschen oder eines anderen Hundes reagieren.
- Erstarren. Um eine Situation zu entschärfen oder zu zeigen, dass er ungefährlich ist, kann ein Hund völlig still sitzen oder stehen.
- Gähnen. Das erscheint vielleicht merkwürdig. Aber Hunde gähnen auch, wenn sie sich unwohl fühlen – zum Beispiel beim Tierarzt –, um sich zu entspannen.
Wann sollte bei Schmatzen der Tierarzt aufgesucht werden?
Wie bereits erwähnt, kann Schmatzen bei Hunden auf ernstzunehmende Ursachen hinweisen. In manchen Fällen ist es notwendig, deinen Hund zum Tierarzt zu bringen oder sofort einen Notfall-Tierarzt zu rufen. Laut Dr. Whittenburg können unter anderem die folgenden allgemeinen Symptome auf ein schwerwiegendes Problem hindeuten:
- Rascher Gewichtsverlust
- Lethargie
- Nasenausfluss
- Länger andauerndes Erbrechen oder Durchfall
- Ungewöhnliches Schmatzen, das mehr als 24 Stunden andauert
- Atembeschwerden oder erhöhte Anstrengung beim Atmen im Ruhezustand
- Starker Mundgeruch
- Nahrungsverweigerung, die mehr als 24 Stunden andauert
- Anzeichen von Schmerzen im Mundraum oder Bauch
- Berühren des Mauls mit der Pfote bzw. ein Gegenstand oder eine Masse ist im Maul zu sehen
Dr. Whittenburg empfiehlt, in diesen Fällen umgehend einen Tierarzt aufzusuchen. Dein Tierarzt kann dir auch weiterhelfen, wenn dein Hund keine dieser Symptome zeigt und du dir trotzdem Sorgen machst. Wenn es um dein Haustier geht, solltest du auf Nummer sicher gehen.
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